Pranayama, Lebensenergie und Geist
Das Wort Pranayama setzte sich aus zwei Teilen zusammen: prana – Lebensenergie und ayama – Ausweitung, Erweiterung. Es bedeutet also eine Ausweitung der Lebensenergie, wird aber von vielen Kommentatoren auch als Kontrolle oder Lenkung der Lebensenergie übersetzt.
Es ist wichtig zu wissen, dass das Prana, unsere Lebensenergie mit dem Atem einerseits und mit dem Geist andererseits zusammenhängt und sich alle drei gegenseitig beeinflussen. Ist der Geist unruhig, so ist das Prana unruhig und unser Atem wird unregelmäßig.
Andersherum fließen Prana und Atem ruhig und gleichmäßig, wenn der Geist ruhig ist. Da wir keinen direkten Zugriff auf Prana und den Strom der Gedanken haben, ist der Atem unser Schlüsselwerkzeug, um Prana zu lenken und den Geist zu beruhigen.
Patanjali über Pranyama
Patanjali verwendet fünf Sutras für Pranayama, während es für Asana drei waren. Man könnte also evtl. auf die Idee kommen, dass ihm Pranayama etwas wichtiger ist.
Zunächst sagt Patanjali, dass Pranayama dann geübt wird, wenn Asana gemeistert ist. Nur wann ist Asana gemeistert? Dies scheint ein Punkt zu sein, den er den direkten Lehrern überlassen möchte. Sie sollen entscheiden, wann es für eine/n SchülerIn an der Zeit ist, mit Pranayama zu beginnen, da es eine sehr individuelle Sache ist.
Alles fügt sich ineinander ein
Klar ist jedoch, dass Pranayama in Asana (im Sinne von Sitzhaltung) eingefügt wird, so wie danach auch die Meditation in Pranayama eingefügt wird. So fügen sich die Techniken wie russische Ptruschka Puppen ineinander.
Freiraum für LehrerInnen
Wie auch bei Asana beschreibt Patanjali keine Pranayama-Techniken im Detail. Er beschreibt Pranayama als Einatmung, Ausatmung und Anhalten des Atems. Dabei beobachtet man den Ort, wo man atmet oder wo man anhält, wie lange man atmet und den Atem anhält sowie die Anzahl der Wiederholungen. Diese Beschreibung enthält alle Pranayama-Techniken. Welche Techniken einem/r SchülerIn genau vermittelt werden, überlässt Patanjali den Lehrern, da das sehr individuell ist.
Wer schon einmal eine Yoga-Klasse unterrichtet hat, weiß, dass es zu einer Ansage, wie eine Haltung oder eine Atemübung ausgeführt werden soll, so viele Interpretationen wie SchülerInnen im Raum geben kann. Deshalb ist es notwendig zu schauen, wie die TeilnehmerInnen das Gesagte umsetzen und es ggf. nochmal anders zu erklären oder individuell zu korrigieren. Das können Bücher und Online-Kurse nicht leisten.
Der Geist kommt zur Ruhe und wird klar
Pranayama hat nun einen sich selbst verstärkenden Effekt. Durch die verlangsamte und gleichmäßige Atmung verringern sich die Bewegungen von Prana und der Gedankenwellen im Geist. Gleichzeitig konzentrieren wir uns auf den Atem, indem wir die Ein- und Ausatmung lenken, die Dauer des Anhaltens beobachten und die Wiederholungen zählen.
Die ist bereits eine Form von Pratyahara (Zurückziehen der Sinne), wodurch der Geist noch ruhiger wird. Dadurch verlangsamt sich wiederum der Atem usw. Es kann dazu kommen, dass sich nach dem Üben einer Pranayama-Technik kevala kumbhaka einstellt.
In kevala kumbhaka wird der Atem so fein, dass es scheint, als würde man gar nicht mehr atmen, oder der Atem hält für einen Moment ganz an. In diesem Zustand, der so wie die Meditation, nicht willentlich herbei geführt werden kann, sondern spontan von selbst auftritt, sind Prana und Geist ganz ruhig.
Patanjali beschreibt, dass durch Pranayama die Verhüllung des Lichts aufgelöst wird. Dies bedeutet nicht, dass in diesem Zustand bereits Samadhi erreicht ist, sondern nur, dass sich unterbewusste Muster und Konditionierungen auflösen. Der Schleier der Täuschung wird durch Pranayama durchbrochen und der Geist wird klar und damit bereit für die höheren Stufen von Konzentration und Meditation.
Zusammenfassend kann man sagen, dass durch Asana unsere körperliche Hülle, durch Pranayama die pranische oder Energiehülle und durch Mediation unsere geistige Hülle gereinigt werden.
Gopali Devi Dasi Daniela Reich, November 2024
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