Niyamas im Kontext des Ashtanga Yoga

Die Yamas – die Empfehlungen für das Verhalten in unserem sozialen Umfeld machen uns den äußersten Ring unserer Identifikation bewusst. Durch ihre Anwendung sortieren wir unsere Beziehungen zu anderen Menschen, machen sie unkompliziert, harmonisch und nährend für alle Beteiligten.

Wenn wir uns mit unserem Umfeld identifizieren, dann zeigt sich das dadurch, dass wir uns ausgeliefert und abhängig fühlen. Durch Anwendung der ethischen Werte der Yamas bringen wir Bewusstheit in unsere Interaktion mit anderen Menschen und stellen fest, dass wir keine Opfer unseres Umfeldes sind, sondern es aktiv durch unser eigenes Verhalten gestalten können. Auf diese Weise nimmt unsere Identifikation ab und unsere Beziehungen werden freier und harmonischer.

Kommen wir nun einen Schritt näher, begegnen wir uns selbst zunächst als Köper-Geist-Gefühle-Wesen, das einen gewissen Umgang mit sich selbst hat und seinen Alltag auf eine bestimmte Art gestaltet. Auch hier zeigt sich unsere Identifikation dadurch, dass wir glauben ausgeliefert und abhängig zu sein.

Hier helfen uns die Niyamas aus der Identifikation auszutreten und unseren Alltag bewusst so zu gestalten, dass er uns fördert und Freude macht und uns die Möglichkeit gibt einer spirituellen Praxis nachzugehen.

Niyamas - Empfehlungen für die eigene Lebensführung:

  1. shaucha – körperliche, geistige und emotionale Reinheit
  2. santosha - Zufriedenheit
  3. tapas – die Fähigkeit, die Yoga-Praxis auch unter schwierigen Umständen aufrecht zu erhalten, Einfachheit, Disziplin
  4. svadhyaya - Studium der Schriften und Selbstreflexion
  5. ishvara pranidhana – alle Handlungen in den Dienst des Höchsten stellen, dem Wohl der Menschheit und allen Lebens dienen, einen Beitrag zum Leben auf der Erde leisten

Die Yamas zwingen uns zu ehrlicher Selbstreflexion und zeigen uns, wo unsere Beziehungen durch Gewalt, Lügen, Neid, Lust und Gier vergiftet sind. Wenn wir merken, dass wir gegen eine oder mehrere der Empfehlungen verstoßen und ehrlich darüber nachdenken, warum wir das tun, kommen unsere verborgenen Wünsche und Ängste schnell ans Licht und wir können uns bewusst damit auseinander setzen.

Auf die Gleiche Weise decken die Niyamas auf, wo wir uns körperlich oder geistig selbst vergiften, z.B. durch das, was wir konsumieren (Nahrung, Medien, Gedanken, ect.), wo wir gierig sind oder uns das Leben unnötig schwer machen. Auch hier kann die Frage nach dem „Warum tue ich das?“ sehr viel Licht ins Dunkel bringen.

In diesem Prozess können uns heilige Schriften wie das Yoga Sutra oder die Bhagavad Gita unterstützen und inspirieren.

Letztendlich geht es darum, alles in den Dienst des Höchsten zu stellen und der Gesellschaft und dem Leben an sich zu dienen. Dieser Punkt ist sehr wichtig, denn er bewahrt uns davor, uns selber fertig zu machen.

Die Yamas und Niyamas sollen bitte nicht dazu missbraucht werden, um sich selber fertig zu machen oder andere zu verurteilen! 

Es geht um Bewusstsein. Austreten aus der Opferrolle, hinein in ein bewusstes Gestalten. Auf diesem Weg ist es völlig normal, dass wir Fehler machen. Wahrscheinlich werden Dir jetzt sogar noch mehr Fehler bewusst, als es bisher der Fall war, als Du unbewusst warst. Bitte feier dich dafür, wenn Du einen „Fehler“ entdeckt hast!

Du musst auch nicht sofort etwas damit machen. Es reicht, wenn Du bewusst bist und nicht mehr blind durch die Gegend läufst. Du kannst Dich fragen: Was mache ich jetzt mit dieser Erkenntnis? Möchte ich damit etwas machen? Möchte ich es ändern?

Und es ist auch völlig in Ordnung, jetzt noch nicht zu wissen, wie Du etwas änderst. Das Erkennen und die Bereitschaft sind der Start. Jetzt liegt Deine Aufmerksamkeit hier und das Leben wird Dich unterstützen. Beten hat eine große Kraft!

Und jetzt wird es interessant! Nach einiger Zeit der Selbstbeobachtung, wird Dir allmählich klar, dass Deine Rückenschmerzen gar nicht Dein größtes Problem sind, sondern Deine Angst davor, abgelehnt oder nicht geliebt zu werden oder Dein mangelnder Selbstwert.

Oder Dir wird bewusst, dass z.B. Deine Kopfschmerzen womöglich daher kommen, dass Du ständig Ja sagst, obwohl Du Nein meinst und Dir aus Angst, den anderen Menschen nicht zu gefallen, ein Leben erschaffen hast, das Dir selber leider überhaupt nicht gefällt und Dir Kopfschmerzen bereitet.

Dir wird immer klarer, dass Du voll bist mit Glaubenssätzen, die Dir 1. nicht dienlich sind und 2. bei genauerer Betrachtung gar nicht stimmen und dass diese Glaubenssätze bisher Dein leben bestimmt haben. Du siehst die Welt durch die Brille dieser Glaubenssätze und erschaffst Dir immer wieder Situationen, die Dir diese Glaubenssätze bestätigen. Sie sind tief im Unterbewusstsein verankert und holen Dich immer wieder ein und Du dienst ihnen wie ein Sklave…

Wenn Dir das bewusst wird, kann die Yoga-Reise beginnen, denn alle Techniken des Ashtanga Yoga helfen Dir dabei diese Glaubenssätze, die im Yoga Samskaras genannt werden, durch Neue zu ersetzen, die Dir 1. in Deinem persönlichen Wachstum dienen und 2. wahr sind.

An dieser Stelle wird klar, dass Yoga, das auf Asana-Praxis reduziert ist, dich bei solche einer tiefgreifenden Transformation nicht wirklich unterstüstützen kann. Wagen wir uns jedoch das komplette Geschenk des Yoga anzunehmen und anzuwenden, kann Magie geschehen.

Gopali Devi Dasi Daniela Reich 2024

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